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Nach den Serifen im vorherigen Teil unserer Reihe zur Typografie geht es im fünften um die Innenräume von Buchstaben und Zahlen. Wir beantworten Fragen zu Punzen, deren Formen und welchen Einfluss diese auf die Lesbarkeit einer Schrift haben.

Die Punze: Innenraum eines Buchstabens

Punze: links geschlossen, rechts offen

Eine Punze ist der sogenannte nicht druckende Innenraum eines Buchstabens oder einer Ziffer, auch Binnenraum genannt. Ist diese wie bei einem „o“ geschlossen, sprechen wir von einer geschlossenen Punze. Wenn sie nur teilweise geschlossen ist wie bei einem „n“, wird sie als offene Punze bezeichnet.

Punzen sind nicht der einzige Bereich rund um und in einem Buchstaben. Auch außerhalb eines Buchstabens finden Sie Bereiche, die Teil der Schrift sind: Das Fleisch (Vor- und Nachbreite) ist der nicht druckende Teil außen um den Buchstaben. Zusammen mit der Breite des Buchstabens bilden diese die Kegelbreite oder auch Dickte.

Formen der Punzen

Es gibt groß und klein wirkende Schriften, breite und schmale Schriften, mit dickem und mit dünnem Strich. Entsprechend verschieden sind auch die Formen der Punzen. Die Punze eines „a“ kann ovalförmig, kreisförmig oder auch eckig sein. Eine gut geschnittene Schrift erkennt man auch daran, dass sich die Punzengröße nicht immer proportional zur Schriftgröße verändert, sondern in verschiedenen Graden harmonisch skaliert wird.

Verschiedene Punzenformen

Punzen und Lesbarkeit

Schrift wird durch den Kontrast zwischen hell und dunkel lesbar. Die Mengenanteile von hellen und dunklen Stellen beeinflussen erheblich die Lesbarkeit. Der sogenannte Grauwert definiert dieses Verhältnis. Er ist die subjektiv empfundene Helligkeit einer Schrift bzw. eines Textes. Neben der Strichstärke und der Laufweite, also den Buchstabenabständen, tragen die Punzen ebenfalls zum Grauwert und somit auch zur Lesbarkeit bei.

Größe der Punzen beeinflusst Lesbarkeit

Sehr kleine Punzen lassen – bei dunkler Schrift auf hellem Hintergrund – das Schriftbild dunkler werden, da die hellen Bereiche der Punzen reduziert sind. Umgekehrt hellen große Punzen das Schriftbild auf. Grundsätzlich lässt sich festhalten: Große, offen gehaltene Punzen in Kombination mit großen x-Höhen, also mit im Verhältnis großen Mittellängen, verbessern die Lesbarkeit einer Schrift.

Die Glober Book lässt sich mit ihren relativ große Punzen leicht lesen – und das auch in längeren Texten. Währenddessen hat die Haettenschweiler Regular eine fette Strichstärke sowie eine schmale Buchstabenform. Entsprechend sind die Punzen klein und schmal, was die Lesbarkeit erschwert.

Übrigens: In der Regel entspricht die Punze eines „n“ der Breite eines Wortzwischenraums der gleichen Schrift.

Weitere Buchstabenanatomie

Neben der Punze gibt es übrigens weitere interessante und eigenwillige Bezeichnungen für die verschiedenen Teile eines Buchstabens, die teils an menschliche oder tierische Anatomie erinnern.

Die Schulter bezeichnet die obere Rundung wie zum Beispiel beim „n“ oder „a“. Hinter dem Schweif verbirgt sich ein verzierender, ausschweifender Endstrich. Dieser ist eher bei Schreibschriften zu finden, wird aber auch beim „y“ oder „j“ so bezeichnet. Als Kehlung bezeichnet man die Einbuchtung an den Kanten. Ein Ansatz, an dem keine Serifen sitzen, wird Anstrich, Endstrich oder Dachansatz genannt.

Oberlänge, Mittellänge und Unterlänge

Schlussendlich haben wir noch die häufig verwendeten Begriffe Oberlänge, Mittellänge und Unterlänge, die genau das bezeichnen, was man gemäß Ihren Namen vermutet. Fangen wir unten an: Die Unterlänge ist der Bereich, der sich unterhalb der Grundlinie, also der Schriftlinie befindet. Buchstaben wie das „g“ oder das „y“ haben eine Unterlänge.

Als Mittellänge wird der mittlere Bereich eines Buchstabens bezeichnet. Ein kleines „a“, „o“ oder „x“ bestehen also nur aus einer Mittellänge. Diese wird auch x-Höhe genannt.

Übrigens: Neben der Punzengröße und -form beeinflusst auch die Größe der Mittellänge die Lesbarkeit. Hier gilt die Regel: Je größer die Mittellänge, umso besser die Lesbarkeit.

Über der Mittellänge finden Sie die Oberlänge, so zum Beispiel bei einem „b“, „l“ oder „f“. Häufig ragen die Oberlängen übrigens weiter nach oben als die Versalien, also die Großbuchstaben der jeweiligen Schrift.

Beitragsbild: spr (via Shutterstock)