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Hallow. So werden wir im bungalow in Würzburg begrüßt. Uns gegenüber stehen sechs junge, studierte und vor allem mutige Kommunikationsdesigner (s. Foto), denn die sechs sind nicht nur alle zusammen sehr kreativ – sie sind auch allesamt Gründer des Kreativbüros. „2016, direkt nach dem Bachelor, sind wir ins kalte Wasser gesprungen und haben uns »naiv« und ohne jegliche Angst vorm Versagen gegründet“, erklärt uns Niklas Zimmermann, einer der Mitgründer, der uns die Welt vom bungalow und dessen Arbeit im Interview näherbringt.

Sechs Kommunikationsstudenten verwirklichen ihren Traum: ein eigenes Kreativbüro (v.l.n.r.: Laura Markert, Alex Elsner, Yvonne Moser, Niklas Zimmermann, Markus Günther und Tim Sonntag)

„Wir haben den Vorteil, dass wir sehr interdisziplinär aufgestellt sind und fast alles inhouse produzieren können. Durch unsere flachen Hierarchien müssen die Aufträge nicht durch mehrere Ebenen gehen – wir sind alle Chefs. Das macht uns agil und flexibel“, so Niklas weiter. Das Kreativbüro deckt viele Bereiche ab von Grafikdesign und Digitales über Film und Animation hinzu ganzen Kampagnendesigns.

Ohne Umwege zum eigenen Designbüro

So einfach ist den sechs Studenten die Entscheidung zwar nicht gefallen, aber sie hatten schon von Anfang an großes Vertrauen in sich selbst, sagt Niklas. „Wir haben uns während des Studiums kennengelernt und schon währenddessen einige Nachwuchspreise abgeräumt. Unter anderem wurden Laura und Yvonne sogar vom ADC zu den Studentinnen des Jahres gekürt. Trotzdem sind die Aufträge nicht von allein reingeflogen. Die Leute mussten ja erst mal wissen, dass es uns überhaupt gibt.“

Der Start auf dem Arbeitsmarkt

Damit der Einstieg in die Selbstständigkeit überhaupt möglich war, waren alle sechs Designer aus dem bungalow auch noch in ihren Nebenjobs aus Studentenzeiten tätig. Diese haben sie dann erst nach und nach gekündigt, als sie bekannter wurden und immer mehr Aufträge bekamen. Um auf sich aufmerksam zu machen, wählte das Kreativbüro einen eher ungewöhnlichen Weg: Neben dem üblichen Networking organisierten es verschiedene Events. Darunter waren z.B. Ausstellungen wie „This is a poster“, auf denen Künstler und auch das Kreativbüro Arbeiten vorstellen konnten, oder das Afterwork-Format „drink to draw“.

„Ein erfolgreicher Weg, um unsere Bekanntheit zu steigern und Aufträge an Land zu ziehen, war eigene Veranstaltungen zu organisieren.“

Aber auch Design-ferne Events wie ein Festival organisierten die jungen Kreativen, bei dem sie die komplette Dekoration vor Ort sowie die Werbemittel gestalteten. Somit wurde der bungalow und das, was ihn ausmacht, immer bekannter und immer mehr Kunden beauftragten die jungen Designer. „Auffällig war anfangs, dass einige unserer Jobs mit Marken und Produkten aus dem Lifestyle zu tun hatten, hauptsächlich Mode- und Accessoires. Aber im Großen und Ganzen kamen unsere Kunden aus ziemlich gemischten Branchen“, so Niklas – und das ist bis heute der Fall. Über diesen Themen- und Markenmix sei das Kreativbüro aber auch sehr froh, weil das stetige Abwechslung und immer neue Projekte bedeute.

Lifestylemarken sind immer noch häufige Auftraggeber vom bungalow. Hier wurde ein komplettes Branding mit CI für die Uhrenmarke „Watchpeople“ entwickelt © bungalow

Up-to-date bleiben und kreativ um die Ecke denken

Inspiration ist der wichtigste Nährboden für kreative Arbeiten, besonders dann, wenn man damit sein Geld verdient. „Heutzutage wird von einem guten Designer erwartet immer up-to-date zu sein und Zusammenhänge zu erkennen“, sagt Niklas. „Da muss man auch mal kreativ um die Ecke denken, um den Wünschen des Kunden und den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden.“

Ist man im Internet auf der Suche nach aktuellen Trends, solle man allerdings immer vorsichtig sein, rät Niklas. Es gibt im Netz zwar unzählige Möglichkeiten, um sich inspirieren zu lassen, die Inhalte dort kann aber auch jeder einsehen. Somit würde man sich schnell dazu verleiten lassen Designs zu erschaffen, die austauschbar sind oder als „schon gesehen“ abgestempelt werden.

„Uns ist die Nachhaltigkeit unseres Schaffens sehr wichtig, deshalb versuchen wir nicht Trends aufzugreifen, sondern immer perfekt zugeschnittene Strategien zu visualisieren. Das ist die Challenge und das macht den bungalow aus.“

Das Team des bungalows versucht sich deshalb viel auf die eigene Kreativität zu stützen, die es regelmäßig durch Ausstellungen, gute Gespräche oder dem Treiben auf den Straßen beflügeln lässt. „Oder einfach mal ein Buch in die Hand nehmen“, fügt Niklas hinzu. Allem voran wollen die sechs Kommunikationsdesigner nachhaltig arbeiten und ihren Kunden Designs und Kampagnen bieten, die zeitlos sind. Das sei zwar eine Challenge, aber machbar.

Das beste aus der eigenen Arbeit herausholen

In der Arbeit mit Kunden ist man Feedbackschleifen und der offenen Kritik des Gegenübers ausgesetzt. Schließlich kreiert man für den Kunden. Besonders als Berufsanfänger muss man sehr schnell lernen mit Kritik umzugehen.

„Wir sind Gestalter und schaffen somit Subjektives, was uns angreifbar macht.“

Vor allem zu Beginn nimmt man etwaige Kritik auch schnell etwas zu persönlich. Aber man kann lernen damit konstruktiv umzugehen: „Hinterfragt man sich regelmäßig und lässt die Kritik zu, kann man noch viel mehr aus seiner Arbeit herausholen.“

Der Schaffensprozess ist ein Wechselspiel zwischen Kunden und Kreativen, bei dem Designer auch offen für Kritik sein müssen. Zu sehen sind Printmittel für die Mitgliederkommunikation des Fußballvereins Fortuna Düsseldorf © bungalow

Seinen Kunden kennen und das Projekt lieben lernen

Designer merken häufig an, dass man in der Auftragsarbeit mit Kunden auch des Öfteren Überzeugungsarbeit für die passende, perfekte Gestaltung leisten muss – vor allem, wenn die Kunden aus eher designfernen Branchen kommen. Beim bungalow ist das in der Praxis etwas anders:

„Wir sind größtenteils in der dankbaren Situation, dass die Kunden gerade wegen unserer Handschrift und unserer Ideen zu uns kommen. Das ehrt uns natürlich. Trotzdem bereiten wir die Kunden immer auf uns und unsere Arbeitsweise vor. Wir brauchen vollstes Vertrauen, wollen vom Gleichen sprechen und den Projektzyklus gemeinsam gestalten. Das ist die Basis für ein erfolgreiches Projekt, wodurch beide Seiten profitieren und ein guter Austausch stattfindet.“

Aber trotz alledem merkt auch das Kreativbüro manchmal, dass anfängliche Vorstellungen von Kunden und Designern nicht immer die gleichen sind. Für den bungalow bedeutet das zum einen hartnäckig zu bleiben oder zum anderen Kritik konstruktiv anzunehmen. Am Ende sollen schließlich beide Seiten zufrieden sein und mit einem guten Gefühl auf die gemeinsame Arbeit zurückblicken.

„Wenn wir unsere Kunden und ihre Zielgruppen kennenlernen und verstehen wollen, kann es schon mal sein, dass wir zwei oder drei Tage beim Kunden mit anpacken und dabei auch offene Gespräche führen.“

Besonders bei ganzheitlichen Aufträgen, bei denen ein komplettes Branding erstellt wird, denkt sich der bungalow intensiv in die Welt des Kunden und dessen Zielgruppen ein, wie hier für das Weingut „Edenhain“ © bungalow

Kreativer Austausch im Büro und mit den Kunden

Niklas macht im Interview deutlich, dass der bungalow für nachhaltige und ganzheitliche Arbeiten steht und das wird schon beim Kennenlernen der Kunden konsequent durchgezogen: „Deshalb versuchen wir innerhalb kürzester Zeit an wertvolle Insights zu kommen und schlüpfen in die Rolle unseres Kunden und deren Zielgruppe.“

Auch wenn jeder der sechs Kommunikationsdesigner sein eigenes Feld betreut und dort sein eigener Chef ist, schätze das Team den offenen und lebendigen Austausch untereinander und mit den Kunden sehr, so Niklas, „denn dann wird das Projekt gut und man kann es lieben.“

Wir wünschen dem bungalow-Team weiterhin eine abwechslungsreiche Zukunft und hoffen, dass ihr Mut und ihr erfolgreicher Sprung ins kalte Wasser auch anderen Zuversicht schenkt, den Traum vom eigenen Kreativbüro zu verwirklichen.

Quelle und Bildnachweise:
Interview mit bungalow, 2019
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